Oman – Teil 2

29.10.-06.11.2023

Ostküste und Wüste

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Endlosigkeit – wer diese in beeindruckender Weise erleben will, begibt sich wie wir mit dem Auto auf den Weg von Omans Nordküste nach Salalah, der grünen Stadt kurz vor der jemenitischen Grenze. Aber der Reihe nach:

Nach dem nur bedingt ergiebigen Besuch der ganzjährig von der grünen Meeresschildkröte zur Eiablage aufgesuchten Strände am östlichsten Punkt der arabischen Halbinsel, in Ras Al Hadd, geht unsere Fahrt zunächst nach Südwesten in die Ribal Wahiba oder auch Sharqiyya Sands genannte zentrale Wüste Omans. Nach einer Reihe kleinerer, landestypischer Orte und Kleinstädte erreichen wir das vom Wüstentourismaus geprägte Bidayya, ignorieren oder lehnen höflich die teils nachdrücklichen Aquisitionsversuche für organisierte Camp-Übernachtungen ab und suchen unseren eigenen Weg zum Erleben einer Wüstennacht. Nicht sehr tief hinein müssen wir über die Piste zwischen den beidseitig hoch aufragenden rotbraunen Dünen fahren, bis wir abseits der organisierten Camps und Kamelgehege einen wunderschönen, einsamen Zeltplatz im Schatten zweier Wüstenakazien finden und uns dort kurz vor Mondaufgang einrichten. Kaum so geschehen statten uns drei neugierige Wildkamele ihren Besuch ab, glücklicherweise in gebührendem Abstand. Mit der Glut des verlöschenden Lagerfeuers lassen wir den Tag ausklingen.

auf dem Weg nach Bidayya
in Bilad Bani Bu Ali
Einfahrt in die Ribal Wahiba
Ribal Wahiba-Dünen
links ‚unsere‘ zwei Wüstenakazien
unser individuelles Wüstencamp
respektvolle Begegnung
Abendhimmel in der Ribal Wahiba
Mondaufgang
am Lagerfeuer

Beim Aufbruch Richtung Süden am nächsten Morgen liegen knapp 900 km zwischen uns und dem Ziel unserer Fahrt, der zweitgrößten Stadt Omans, das uns von vielen Omanis als Must-See empfohlene Salalah. Dazwischen gilt es eine der weltweit größten Geröllwüsten sowie die Al Khaluf-Wüste, deren für sie typische weiße Sand unsere Augen blendet, zu überwinden – eine Härteprüfung besonderer Art. Das perfekte graue Asphaltband der E32 windet sich in nur wenigen langen Kurven durch die dem Auge kaum Abwechslung bietende Öde, in der über lange Strecken selbst die sonst allgegenwärtigen wilden Kamele keine Lebensgrundlage mehr zu finden scheinen. Einzig die Stadt Haima, ein Trucker-Haltepunkt etwa in der Mitte der Strecke gelegen, bietet Abwechslung und Gelegenheit zur kurzen Erholung, Verpflegung und Auffrischen des Wasservorrats.

Achtung Wildwechsel!
Viehtransport
Sandwüste
Sandwüste

Bis in das durch eine große sozio-ökonomische Entwicklungsinitiative, die eine große Raffinerie und ein umfassendes Urbaniserungsprojekt umfasst, aufstrebende Duqm folgen wir der Küstenstraße und finden nahe dem Fischerdorf Khaluf mit seinen weitläufigen, von kräftiger Brandung geprägten Stränden und der imposanten Steilküste oberhalb einer der mit rosarotem Sand gefüllten Buchten einen romantischen Zeltplatz. Kaum haben wir unser abendliches Ritual mit Zeltaufbau, Abendessen und Wassersack-Dusche beendet, werden wir beim Zubettgehen mit dem faszinierenden Schauspiel eines blutroten Mondaufgangs überrascht.

im Fischerdorf Khaluf
im Fischerdorf Khaluf
im Fischerdorf Khaluf
im Fischerdorf Khaluf
Mondaufgang über den Klippen Khalufs
Sonne im Wüstenstaub

Noch beeindruckender jedoch erleben wir am Ende der zweiten Tagesetappe die Fahrt vom Hochplateau des Dhofar-Gebirges in die Küstenebene um Salalah. Waren wir eben noch von kargen Geröllflächen und weiten Sanddünen umgeben, öffnet sich plötzlich der Blick in von grünbedeckten und bewaldeten Hängen umgebene Flächen, auf denen Rinder weiden, belaubte und blühende Büsche und Bäume, Dattelpalmen und Feigenbäume wachsen. Wasserläufe und gar Wasserfälle werden sichtbar, es erscheint einem wie der Eintritt ins Paradies.

plötzliches Grün
Einfahrt nach Salalah
Einfallstraße Salalah
Hotel in Salalah

So wie die sie umgebende Landschaft unterscheidet sich auch die Stadt Salalah in hohem Maße von dem restlichen bisher erlebten Oman, profitiert sie doch vom jährlichen Khareef, dem von Juni bis September anhaltenden Monsun, ein ständiger Nieselregen. Eher drängt sich ein Vergleich zum Beispiel mit Singapur auf: palmengesäumte Einfallstraßen und Boulevards, üppige, sorgfältig gepflegte Grünanlagen, saubere, durchgehend asphaltierte Straßen und Bürgersteige, Verkehrsinseln und Parks mit Blumenrabatten und Wasserspielen, bunte, blinkende Neonreklameflächen auf glitzernden Glasfassaden. Die Folgen der bewussten Förderung – nach Niederschlagung des kommunistischen, vom Jemen unterstützten Aufstands Ende der 1960er Jahre – der einst vernachlässigten Provinz Dhofar wird hier in der Geburtsstadt des Sultans deutlich sichtbar. Aber auch die Bevölkerung unterscheidet sich erkennbar vom Rest des Sultanats, ethnisch wie kulturell, liegt ihr Ursprung doch eher im heutigen Äthopien.

Sultan-Qabus-Moschee
Innenhof Sultan-Qabus-Moschee
Sultanspalast Salalah
Weihrauchmuseum
Plantagenverkaufstände
typische Ladenzeile

So attraktiv wie diese grüne Stadt mit der Sultan-Qabus-Moschee, Vorbild für die Große Sultan-Quabus-Moschee in Maskat, seinem interessanten und sehr eleganten Weihrauch-Museum sowie dem stark bewachten, hoch ummauerten Sultanspalast sind die westlich und östlich gelegenen Küstenstriche, deren obligatorischen Besuche eine Verlängerung unseres Aufenthalts hier erfordern.

Von den im Osten gelegenen Wadis liegen Ayn Tobruk und Ayn Hamran nun leider trocken, beeindrucken jedoch Ayn Razad, in dessen Pools sich Kinder fröhlich tummeln, durch eine gepflegte Picknick-Anlage und der hübsche Wasserfall des Wadi Kashbar. Die Sprache aber verschlägt uns glatt das Wadi Darbat. Ganzjährig stürzt vom Hochplateau ein, nun in der Trockenzeit nur ein-, im Khareef drei-bis vieradriger, 200 m hoher Wasserfall tief hinab in eine Schlucht, aus der sich das Wasser durch vielfache Becken und über Kaskaden kilometerweit bis ins Meer ergießt. Kaum können wir uns losreißen von den vielfachen großartigen An- und Ausblicken, die sich uns beim Durchwandern dieses Wadis bieten. So fehlt uns schließlich die Zeit für den vorgesehen Besuch von Khor Rori mit der mächtigen Burg Taqah.

Ayn Razad
Ayn Razad
auf der Lauer
Ayn Razad
Ayn Razad
auch auf der Lauer?
Wadi Kashbar
Wadi Kashbar
Wadi Darbat
Wadi Darbat
Wadi Darbat
Wadi Darbat

Noch eindrucksvoller präsentiert sich der westliche Küstenstreifen, wobei uns neben den leider tiden- und jahrezeitbedingt schwächelnden Blowholes (vertikale Löcher im Küstenfelsen, aus denen brechende Wellen Gischt senkrecht hoch blasen) und dem ebenfalls trockenen Wadi Khor zwei Dinge besonders nachhaltig in Erinnerung haften bleiben:

  • Der Empfehlung eines netten Omanis folgend suchen und finden wir nach mühsamem einstündigen Marsch das felsige Wadi hinauf den Zugang zum Ayn Ghedh, ein traumhaft schöner Wasserfall, in dessen blau-türkis-schimmernden Pool ich ein erfrischendes Bad nehme und kaum beenden möchte.
Ayn Ghedh
Ayn Ghedh
Verbundenheit
1.000 Jahre alter Baum
Ayn Ghedh
Ayn Ghedh
Ayn Ghedh
Ayn Ghedh
Ayn Ghedh
Ayn Ghedh
Ayn Ghedh: erfrischendes Bad unterm Wasserfall
  • Auch zum nächsten Highlight ist der Weg mit Mühsal gepflastert. Über ein weiteres Meisterstück omanischer Straßenbau-Kunst durch die hoch-aufragenden bis an die Küste reichenden Ausläufer des Dhofar-Gebirges und eine sich anschließende 5 km lange, extrem steil-abfallende Off-Road-Piste gelangen wir an den wild-romantischen Fizadyah-Strand, eine einzigartige Landschaftssensation! Aus dem wunderbar feinen Sand, in dem sich tausende Krabben tummeln ragen wie hingeworfen einzelne bizarre Felsbrocken und bilden so mit den die kurze Ebene begrenzenden Berghängen eine außergewöhnliche Kulisse. Leider setzt unmittelbar nach unserer Ankunft bereits die kurze Dämmerungsphase ein, sodass uns ein Bad an diesem Strand versagt bleibt.
atemberaubende Straßenführung
omanische Straßenbaukunst
omanische Straßenbaukunst
Blick auf den Fizadyah-Strand
steile Off-Road-Abfahrt
steile Off-Road-Abfahrt
Krabben bevölkern den Strand
Krabben bevölkern den Strand
Fizadyah-Strand

Abschluss unserer Exkursion in dieses geradezu paradiesische Fleckchen Erde um die liebenswerte Stadt Salalah bildet ein festliches Abendessen aus Anlass des 22. Jahrestages unseres Kennenlernens in dem sehr eleganten Gourmet-Restaurant L‘Avenue, das uns einen angemessenen Rahmen für dieses Ereignis schafft.

seit 22 Jahren …
… glücklich verbunden.

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