Oman – Teil 3

07.-14.11.2023

Hadschar-Gebirge

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Mühsam kämpft sich die noch fahle Morgensonne durch die aus der Tiefe des 1.000 m senkrecht hinabfallenden ‚Gran Canyon Arabiens‘, dem einzigartigen Wadi Ghul, quellenden Nebelschwaden, die sich mit den zunächst noch tiefhängenden Wolken des nächtlichen Gewittersturms zu vereinen scheinen. Nur allmählich, geradezu zögerlich geben sie schließlich den Blick frei in die beängstigende Tiefe, in die hinabzuschauen mir meine nur leidlich kontrollierbare Höhenangst kaum gestattet. Alleine der Anblick der von solchen Phobien nicht geplagten, unbekümmert herumhüpfenden Bergziegen verursacht mir Herzklopfen.

Blick hinab ins Wadi Ghul
Blick hinab ins Wadi Ghul
aufsteigende Nebelschwaden
furchtlose Ziege

Kurz vor der Abenddämmerung hatten wir am Vortag unser Zelt an diesem vermeintlich einsamen Plätzchen mit allerdings atemberaubender, dramatischer Aussicht gleich an der Felskante dieser gewaltigen Schlucht aufgebaut. Was wir nicht ahnten, waren gleich vier Dinge:

  • Die Schönheit und Besonderheit dieses Orts war wohl mehr als ein Geheimtipp, denn im Laufe des Abends schlugen auch noch einige anderen Naturliebhaber und Landschaftbewunderer ihr Quartier dort auf, erfreulicherweise mit gebührendem Abstand.
Zeltplatz am Rande der Felskante
Zeltplatz am Rande der Felskante
Abendstimmung auf dem Plateau
unser Nachtwächter?
  • Mitten in der Nacht riss uns das unvermittelt einsetzende, ohrenbetäubende Brausen eines Sturmwinds unsanft aus dem Schlaf, offensichtlich Ausläufer des Gewitters, dessen spektakuläres Wetterleuchten sich über den gesamten Abendhimmel erstreckt hatte. Bedrohlich schüttelte der Sturm unser Fjellräven-Geodät-Zelt durch. Zum Glück hatte ich in gewisser Vorahnung beim Aufbau erstmals auch Sturmleinen gespannt; dennoch musste ich die im felsigen Grund eigentlich festsitzenden Heringe mit zusätzlichen schweren Steinen sichern, um uns eine sichere Restnacht zu gewähren. Nach rund zwei Stunden legte sich der Wind erfreulicherweise auch wieder.

  • Am nächsten Morgen sollten uns die wenig rücksichtsvollen Umtriebe osteuropäischer Pauschaltouristen unmittelbar neben unserem Zelt noch weit vor Sonnenaufgang wecken, denen von Fremdenführern das Erlebnis eines Frühstücks an der Canyon-Kante verkauft worden war – glücklicherweise, denn so wurden auch wir Zeuge des beschriebenen eindrucksvollen Schauspiels.
die Sonne …
… kündigt sich an.
  • Fast noch störender, allerdings auch durchaus belustigend, waren da die Attacken der bei Beginn unseres und des für die Touris bereiteten Frühstücks plötzlich in größerer Zahl wie bestellt auftauchenden Bergziegen, die dreist und ohne Hemmung sich über die aufgetischten Leckereien hermachten und so auch den Inhalt meiner Müslischale schmecken ließen; es bedurfte schon eines regelrechten Zweikampfs mit einem streitsüchtigen wie offensichtlich auch hungrigen Ziegenbock, um mein Frühstück zu verteidigen.

Vor diesem Abenteuer hatte nicht nur die knapp 900 km lange Rückfahrt aus dem grünen Shalala im Süden des Landes gelegen, sondern auch der Besuch anderer beeindruckender Sehenswürdigkeiten und landschaftlichen Schönheiten:

  • Als ein absolutes Muss war uns immer wieder das historische Nizwa genannt worden mit ihrer behutsam wiederhergerichteten und noch im Erhaltungsbau befindlichen Altstadt, die man durch ein prächtiges, doppelbogiges Tor betritt, sowie insbesondere der sie überragenden Festung, eine der ältesten Omans, mit dem unverwechselbaren 40 m hohen Rundturm. Bis ins 12. Jahrhundert und noch einige Male danach, so auch, bis Sultan Sai Ibn Taimur 1955 mit Hilfe der Briten die Herrschaftsgewalt über das Landesinnere errang und erstmals Nizwa besuchte, war Nizwa Hauptstadt. Die Mühe der extrem komplizierten Anfahrt zum im Zentrum der Altstadt gelegenen Antique Inn-Hotel wird belohnt durch die besondere Atmosphäre im Gewirr der kleinen Straßen und engen Gassen.
Stadttor Nizwa
martialische Funktionen des Wehrturms
Wehrturm – Festung Nizwa
in der Festung Nizwa
Tür in der Feste Nizwa
Bibliothek in der Feste Nizwa
  • Von Nizwa aus ist es nur eine kurze Fahrt nach Bahla und Jabrin, die wir ebenfalls wegen ihrer großen Festungen besuchen, wobei uns Bahla besonders beeindruckt, nicht zuletzt wegen des großartigen Ausblicks in die Ebene, die den Übergang von der Wüste in das Hadschar-Gebirge darstellt.
Festung von Bahla
Festung von Bahla
Blick von der Festung in die Ebene
Blick von der Festung auf Bahla
Festung Jabrin
Festung Jabrin
  • Nizwa ist auch der Ausgangspunkt für eine Exkursion in das malerische Al Hamra und auf den von dort über eine extreme steile, 8 km lange Off-Road-Strecke erreichbaren Aussichtspunkt, von dem man einen absolut atemberaubenden Blick auf diesen Ort sowie den mächtigen 3.000 m hohen Gipfel Jebel Shams hat. Um diesen zu genießen, kann man sich auch für dreihundert Euro pro Nacht in das Resort ‚The View‘ einbuchen, muss man aber nicht. Wir haben einen wunderschönen kostenlosen Campspot gleich daneben gefunden.
Blick auf Jebel Shams
Sonnenuntergang über Jebel Shams
  • Beim Besuch des alten Al Hamra, eines der ältesten Dörfer Omans, vom neuen Al Hamra durch eine Plantage getrennt und nur noch von wenigen Menschen bewohnt, entdecken wir eine Reihe zum Teil noch gut erhaltener Zeugen der traditionellen Bautechnik mit Lehmziegeln. Eine gewisse Wehmut befällt uns beim Anblick des offensichtlichen Verfalls dieses historischen Erbes.
im alten Al Hamra
im alten Al Hamra
im alten Al Hamra
im alten Al Hamra
im alten Al Hamra
Blick auf Al Hamra
  • Interessante Besonderheiten haben wir entdeckt bei unseren Besuchen des Necrosis-Tals mit seinen Felsenwohnungen oberhalb der Oase, in Al Hayn und den dortigen Bienenkorbgräbern sowie in Tanuf mit dem immer noch funktionierenden Falaj oder Afladsch, dem in den arabischen Staaten einzigartigen Bewässerungssystem, das eine ganzjährige Wasserversorgung im wasserarmen Oman ermöglicht und zum UNESCO-Welterbe zählt.
Bienkorbgräber bei Al Ayn
Bienkorbgräber bei Al Ayn
Blick auf das Necrosis-Tal mit Felsenwohnungen
historische noch funktionierende Falaj bei Tanuf
  • Abschluss unserer Hadschar-Exkursion bildet der Besuch von Diana‘s Viewpoint, von dem aus tatsächlich einst die frühere Kronprinzessin so wie wir den fantastischen Blick vom Saiq-Plateau am Jebel Akhdar, dem Dach Omans, genossen hat.
Blick vom Saiq-Plateau
Blick vom Saiq-Plateau
Blick vom Saiq-Plateau

Nur drei Tage im Hadschar-Gebirge und dennoch mit die intensivsten Eindrücke nehmen wir mit von dieser Exkursion in Omans wilde Bergwelt, die wir mit einem Zwischenstopp in unserem vertrauten Muscat Express-Hotel abschließen, bevor wir uns endlich wieder mit unseren Fahrrädern auf den Weg machen. 

Nach erfolgreicher Reparatur des Transportschadens an meinem Rad mit dem Einbau des aus Deutschland eingeflogenen Ersatzteils brechen wir auf in Richtung Nordwesten entlang der Küste, an der sich kleine Fischerdörfer wie auf einer Perlenkette aufreihen und die uns in drei Etappen bis ins hauptsächlich von Indern bewohnte Sohar führt.

Aufbruch in Maskat
Fischerboote am Strand
freundliche Einladung zum Lunch …
… und herzlicher Abschied
Bullenbad am Strand
Bullenbad am Strand
Bullenbad am Strand
Bullenbad am Strand
perfekter Radweg in Sohar …
… und Komoot-Empfehlung
frische Fische?
die Karawane zieht weiter …
Siesta in der Mittagshitze
Vesper im Schatten
sandfreies Nachtlager am Strand
Tagesausklang am Lagerfeuer
frühmorgens im Wadi
Ausfahrt aus dem Wadi
Landschaftsimpressionen
farbenfrohe Gesteinsformation
Moschee und Meer
Buraimi Gate

Nach einem Schwenk Richtung Westen erreichen wir in zwei Bergetappen über den mehr als 600 Metern hohen Pass in den Hadschar-Ausläufern den Grenzort Buraimi, in dem uns zunächst der direkte Grenzübergang in die Vereinigten Emirate nach Al Ain verweigert und ein Umweg zurück von insgesamt 50 km zur Nutzung des Grenzpostens in Kathma Al Shikal auferlegt wird – ein nur winzig kleiner Wermutstropfen in das großartige Erlebnis einer einmonatigen Rundreise durch diese wunderbare Land.

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