10.-17.10.2023
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“Welcome to Jordan!” – diese freundliche, sich häufig wiederholende Form der Begrüßung ist mir noch gut in Erinnerung von meiner Seidenstraßen-Tour bei der Einreise in den Iran. Aber die nach der sehr streng und zeitaufwendig, wenn auch durchaus nicht unfreundlich durchgeführten Grenzkontrolle auf israelischer Seite uns ab dort auf jordanischer Seite gezeigte Freundlichkeit übertrifft weit alles bisher Erlebte. Nicht nur die Grenzbeamten, egal in welcher Funktion, oder der Geldwechsler am Western Union-Schalter, nein, sogar der Straßenwalzen-Fahrer auf der bald erreichten Baustelle ruft uns den Willkommensgruß zu und lehnt sich dabei winkend und lachend weit aus seinem Führerstand heraus.
Diese uns sofort einfangende und charmierende Freundlichkeit lässt nach der bedrückenden ‚Flucht‘ aus Israel unser Stimmungsbarometer gleich wieder steigen. Der Empfang im sympathischen Mina-Hotel in Aqaba und nahezu jede weitere Begegnung mit den uns mit offenen Gesichtern entgegentretenden Menschen verstärken dieses Wohlgefühl noch.
So genießen wir den nun unfreiwillig länger als ursprünglich geplanten Aufenthalt und füllen unsere Tage mit
- dem Planen und Organisieren unserer Weiterreise
- Schnorcheln und Chillen im Berenice-Beach Club
- einer 2-Tages-Exkursion in zwei Orte der Kategorie UNESCO-Welterbe: die Felsenstadt Petra und das Wadi Rum – beides Muss-Ziele, per Fahrrad allerdings unerreichbar.
Petra wurde vor rund 2.000 Jahren – genaues Datum unbekannt – von den Nabatäern als Handelszentrum für Weihrauch, Myrrhe und Gewürze gegründet, von den Römern später annektiert und weiter entwickelt und 363 n. Chr. durch ein Erdbeben weitgehend zerstört. Dazu ließen neue Handelswege seine Bedeutung schwinden, und so wurde es Mitte des 7. Jahrhunderts endgültig aufgegeben.
Heute ist es ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt, besonders beliebt von den Reisenden aus Frankreich, und zieht jeden Besucher durch seine Einzigartigkeit von Lage und Sensationen in seinen Bann. So verbringen wir fast einen ganzen Tag, laufen mehr als 10 km, immer wieder staunend einhaltend vor den kunstvollen Zeugnissen einer hochentwickelten, vergangenen Kultur.
Völlig anders, aber nicht minder beeindruckend und einzigartig das Wadi Rum – eine Landschaft, gewaltig in Ausmaß und Wirkung, jeden Besucher verzaubernd und begeisternd egal, ob zu Fuß, auf zwei oder vier Rädern oder dem Rücken eines Kamels erkundet. Der nur von wenig Fremdlicht beeinträchtigte, mondfreie, klare Sternenhimmel oder das fast dramatische Szenario des in romantischer einsamer Zweisamkeit erlebten Sonnenaufgangs zwischen den mächtigen Felsen sowie die interessante, nett geführte Jeep-Safari unter anderem zu berühmten Locations aus dem Film ‚Lawrence von Arabien‘ bleiben uns als besonders nachhaltige Momente.
Die Schnorchel-Tour an den Berenice Beach ist dagegen eher enttäuschend. Wenn die Fahrt mit dem Glasbodenboot mit der Sicht auf ein Flugzeug- und ein Schiffswrack auch noch eine gewisse Attraktion, wenngleich nicht ohne Gruseleffekt bietet, so ist das Tauchen am Riff eher traurig. Zählte das Rote Meer einst zu den besten, wenn nicht gar als der beste Tauchgrund weltweit, so kommen mir anders als bei meiner Erfahrung vor knapp 40 Jahren dieses Mal eher Tränen der Enttäuschung denn der Rührung. Statt Korallen und See-Anemonen sowie unzählige Spezies an Fischen in überwältigender Farb- und Formenvielfalt nur graue abgestorbene Korallen, in denen man die vereinzelt sich dorthin verirrten Fischlein geradezu suchen muss.
Aber dieses traurige Erleben ist nicht geeignet, unsere Begeisterung für dieses Land und seine liebenswürdigen Menschen zu mindern und uns den Abschied zu erleichtern. Die besondere Sonnenuntergangs-Stimmung beim allabendlichen wehmütigen Blick über den Golf von Aqaba hinüber ins israelische Eilat werden wir jedenfalls vermissen.
