Estland

27.-.31. Juli 2024

5 Reistage
2 Radeltage
90 km

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Dass es nur zwei Radeltage in dem von mir mit großer Vorfreude belegten Land werden sollte …, nun dazu gleich mehr.

Mein erstes Ziel in Estland ist Otepää, eine estnische Kleinstadt umgeben von einer herrlichen Naturlandschaft, die ich von Anbeginn an in meine Überlegungen und Streckenplanungen einbezogen hatte. Freunde, die ich in einer abermals denkwürdigen Begegnung auf meiner Ostseeumradelung 2009 anlässlich einer Mittsommernachtsfeier zwischen Kap Kolka und Riga gewonnen und aus gleichem Anlass 2010 wiedergesehen hatte, haben in Otepää ein hübsches Sommerhaus. Als sie von meinen Reiseplänen erfahren, ist klar, dass sie mich spontan dorthin einladen. 

Die Fahrt von der lettisch-estnischen Grenzstadt Valga bis nach Otepää ist mit einigen extrem steilen Passagen gepflastert und führt mich teilweise sogar über eine für einen Triathlon-Wettbewerb abgesperrte Strecke. Es fällt mir allerdings nicht schwer, die Organisatoren und Helfer am Straßenrand zu überzeugen, dass ich kein Teilnehmer des Wettbewerbs bin.

Das Wiedersehen mit Aiki und Hannes sowie Tochter Marit, jetzt mit eigener Familie, ist von großer Freude sowie von außerordentlicher Herzlichkeit und überraschend unveränderter Nähe und Verbundenheit geprägt. Ich finde kaum Möglichkeit, die mir geschenkte generöse Gastfreundschaft angemessen zu würdigen. Es bleibt jedenfalls die Erinnerung an sehr schöne Stunden mit diesen liebenswerten Menschen.

Ein fröhliches Wiedersehen …
… und herzliches Farewell

Von Otepää schaffe ich es in einer lockeren Kurzetappe aber dann gerade noch rechtzeitig in Estlands zweitgrößte Stadt Tartu, bevor das Wetter endgültig und nachhaltig umschlägt. Ein riesengroßer Unwetterwirbel setzt sich über dem Baltikum fest mit heftigsten Gewitterstürmen und massiven Regenfällen, die sogar im Wetterbericht des deutschen Fernsehens Erwähnung finden und Thema in den Medien ist.

Heidelbeer-Ernte
Heidelbeer-Ernte
alter Friedhoif …
… als Wasserquelle
kein Radelwetter
Tschüss, Tartu!
Medienbericht

An ein Weiterradeln ist unter diesen Umständen nicht zu denken, und da sich auf Tage hin keine durchgreifende Besserung abzeichnet, entschließe ich mich schweren Herzens, meine letzten fünf Etappen zu streichen und mit dem Bus direkt in das schon 2007 und 2010 besuchte Tallinn zu fahren. Ich bedauere das sehr, da die von mir vorgesehene Route entlang des Peipus-Sees und der estnischen Ostseeküste ihren ganz besonderen Reiz haben soll. So aber werde ich nun meinen Sohn Martin mit Familie und dann auch Astrid und meine Heimatstadt Köln ein paar Tage eher wiedersehen, was schließlich auch seine Qualität hat. Außerdem haben ich nun einen Grund, nochmals hier hoch zu reisen, um Estland besser kennenzulernen und, wer weiß, meine Freunde in Otepää erneut zu besuchen. 

In Tallinn angekommen habe ich noch einen Tag bis zur Fähr-Überfahrt nach Helsinki. Unter dem vom Sturm blankgefegten Himmel ist es zwar frisch und windig, aber herrlich sonnig. So nutze ich die Zeit, um ein paar Impressionen der mit Recht als UNESCO-Welterbe klassifizierten, einzigartigen Altstadt Tallinns einzufangen, und runde damit meinen verkürzten Estland-Aufenthalt würdig ab.

Rathausplatz
schwedische St.-Michael-Kirche
Blick auf die …
… Alexander-Newski-Kathedrale
Alexander-Newski-Kathedrale
in den Gassen der Altstadt
Blick auf die Olaikirche
in den Gassen der Altstadt
Lehmpforte

Auch hier in Tallinn stelle ich mit Bewunderung die dynamische und offensichtlich noch nicht abgeschlossene Entwicklung dieser Stadt fest zu einer modernen, infrastrukturell vorbildlich und architektonisch beeindruckend gestalteten und im Schoße der Europäischen Gemeinschaft blühenden Metropole.

Erfreulich dabei, wieviel Raum und Annehmlichkeit den radfahrenden Verkehrsteilnehmern eingeräumt wird – ein Vorbild für so manche Stadt in der Heimat.

Der seit meinen früheren Besuchen nicht mehr wiederzuerkennende Fährhafen befindet sich offenbar in der Endphase der kompletten Umgestaltung zu einer hochmodernen Abfertigungs- und Serviceanlage.

Blick auf den neuen Fährhafen

Das Zentrum der Neustadt wird geprägt von anspruchsvoll und aufwendig gestylten Glasfassaden und Hochhäusern sowie von architektonisch interessant und stilvoll umgewandelten Industrie- und Gewerbegebieten.

moderne Glasfassade
moderne Glasfassade

Die Rotermann-City, entwickelt aus einem großen Areal ehemaliger Fabrikanlagen, ist ein eindrucksvolles Beispiel hierfür und begeistert mich geradezu. Statt sie abzureißen, hat man ihr eine neue Funktion mit interessanten architektonischen Kontrasten gegeben. Anstelle der früheren Sägewerke, Woll- und Textilfabriken, Webereien, Mühlen und Destillerien findet man heute eine Vielzahl von Gastronomiebetrieben, Hotels, aber auch Designerläden, Galerien, Boutiqen und Büros. Kleine lebhafte Plätze und gemütliche Gassen laden zum Bummeln, Verweilen und Beobachten ein.

Mit diesem Besuch und der Fährfahrt am nächsten Morgen endet meine Radreise, die vor knapp vier Wochen in Stettin ihren Anfang fand. In nur zwei Stunden erreiche ich Helsinki, wo mich Sohn Martin erwartet. Die Vorfreude ist groß!

meine Fähre nach Helsinki
Rückblick auf Tallinn
Abschied von Estland

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